2. Smile Cambodia Bericht 2014
Srey Neangs erstes Jahr an der Uni Srey Neang befindet sich aktuell noch in ihrem ersten Jahr an der Pannasastra Universität. Ihr akademischer Kalender dort ist in Trimester unterteilt. Ihre Kurse im Fach Englisch im vergangenen Trimester (Grammar & Vocabulary Level 2, Communication Skills Level 2) hat sie alle jeweils hervorragend mit A (Bestnote) abgeschlossen. Im aktuellen Trimester belegt sie neben Grammar & Vocabulary Level 3 und Communication Skills Level 3 auch das SPEL Programm (Special Premier English Lap). Neben dem Studium hat sie vor allem auch ihre Lehrertätigkeit an der neuen Seametrey Schule am Tonle Bati See (etwa 30 Minuten südlich von Phnom Penh) ausgeweitet. Sie unterrichtet dort in den Grundschulklassen Khmer und Englisch. Und ihre Schüler lieben sie, wie man an den folgenden Bildern unschwer erkennen kann:
Interview mit Ly An Ly An hat die Bibliothek in Andong 2011 gemeinsam mit Marieke von Smile Cambodia gegründet. Er und Chanra sind seitdem unsere wichtigsten Leute vor Ort in Andong. Marieke & Sebastian haben ein kleines Interview mit Ly An vorbereitet, in dem er von den Startschwierigkeiten 2011, wie sich die Bibliothek in der Zwischenzeit in die Dorfgemeinschaft in Andong eingefügt hat, und von aktuellen Herausforderungen erzählt.
1) Wie bist du auf die Idee gekommen eine Bibliothek in Andong zu gründen? Ich hatte durch meinen vorigen Job bereits Erfahrungen in den Slums um Phnom Penh gemacht. Der größte Slum, den ich kannte, war Andong. Und deshalb dachte ich, wäre es am besten eine Bibliothek in dem größten Slum zu errichten, um so viele Leute wie möglich zu erreichen. Warum eine Bibliothek? 2008 war ich für mehrere Wochen in Japan und wurde dort zum Bibliothekar ausgebildet. Deshalb habe ich es mir zugetraut, eine Bibliothek zu leiten. Es gibt einige NGOs, die auch Bibliotheken in Slumgebieten betreiben. Aber oft geht das Angebot dort nicht darüber hinaus, dass die Kinder etwas malen oder Musik hören dürfen. Unsere Bibliothek sollte anders sein. Die Kinder sollen aus freiem Willen zu uns kommen, weil sie etwas lernen wollen und nicht weil sie jemand dazu zwingt. In dem Waisenhaus, in dem ich zuvor gearbeitet habe, gab es auch eine Bibliothek. Dort gab es eine Sache, die mir gar nicht gefallen hat. Es gab jeden Tag einen festen Termin zum Besuch der Bibliothek. Ich hatte den Eindruck, dass die Kinder oft gar nicht in die Bibliothek gehen wollten, sondern dazu gezwungen wurden. Ich will nicht, dass das in unserer Bibliothek so ist. Die Kinder sollen die Freiheit haben, sich selbst entscheiden zu können, ob sie zu uns kommen wollen oder nicht. Und wenn sie eines Tages nicht mehr kommen wollen, dann müssen wir uns etwas überlegen, was wir ändern können, dass die Kinder wieder kommen mögen.
2) Was für Probleme gab es zu Beginn? Was waren deine größten Sorgen als ihr die Bibliothek begonnen habt? Das größte Problem am Anfang war, dass wir noch keine NGO (Nichtregierungsorganisation) Lizenz hatten und nicht registriert waren. Ich habe mir große Sorgen gemacht, dass die Polizei eines Tages kommen würde und einfach alles schließen würde (seit 2012 jedoch ist die Bibliothek eine registrierte Kambodschanische Nichtregierungsorganisation). Und dann wussten wir natürlich auch nicht wie die Kinder und die Eltern die Bibliothek annehmen würden. Aber bereits am ersten Tag waren alle total begeistert und sind es bis heute. Wir haben es geschafft, eine sehr gute Beziehung zur Dorfgemeinschaft von Andong und zu den Eltern der Kindern aufzubauen.
3) Was denkst du sind die größten Vorteile für die Kinder, wenn sie die Bibliothek in Andong besuchen? Ich denke eine ganz wichtige Sache ist, dass sie lernen aus eigenem Antrieb etwas zu lernen und nicht weil sie dazu gezwungen werden. Das bringt ihnen viel mehr. Ein weiterer Punkt ist die häusliche Gewalt im Ort, der sie durch unsere Bibliothek entkommen können. Wenn sie traurig sind und einen Ort der Ruhe brauchen, können sie in die Bibliothek kommen. Hier können unsere Mitarbeiter mit ihnen reden und sie beruhigen. Hier haben sie jemanden, dem sie ihre Geschichte erzählen können und der ihnen zu hört; jemanden an den sie sich mit ihren Problemen wenden können. Für viele Kinder sind das Erste, was sie am morgen sehen, Erwachsene, die Alkohol trinken und beim Glücksspiel ihr Geld verspielen oder sich prügeln und fluchen. Es gibt viele negative Vorbilder im Dorf. In der Bibliothek können wir ihnen aber auch positive Beispiele nahebringen und es gibt positive Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. So können sie sich auch selbst Gedanken machen, wie ihr eigenes Leben als Erwachsener aussehen soll.
4) Welche Herausforderungen gibt es aktuell in Andong? Viele Erwachsene in Andong, die Kinder bekommen, haben einen sehr niedrigen Bildungsgrad und sind nur kurz, oder überhaupt nicht, zur Schule gegangen. Es gibt viele Probleme: Leute betrinken sich, häusliche Gewalt, Drogen (Kleber schnüffeln etc.), Überfälle und Diebstähle. Es ist immer noch nicht sicher in Andong. Es gibt viele schlechte Vorbilder für die Kinder. Nur ein Beispiel aus unserem Englisch Unterricht: In Level 1 ist die Anzahl von Jungen und Mädchen etwa gleich. In Level 2 ist die Anzahl der Jungen schon niedriger als in Level 1. Und in Level 3 sind es fast ausschließlich Mädchen. Warum? Die Jungen passen sich leichter dem "problematischen Lebensstil" der schlechten Vorbilder an. Deshalb ist meine größte Sorge in Andong auf jeden Fall die Bildung. Die hygienische Situation hat sich verbessert. Es gibt jetzt eine betonierte Straße und insgesamt ist alles etwas sauberer geworden. Und es gibt eine Textilfabrik in der nähe von Andong. Viele der Mädchen (sobald sie 17 Jahre alt sind) arbeiten dort. Das Dorf wächst und es gibt ein paar einfache Jobs. Niemand muss mehr Hunger leiden und es gibt einige kleine Jobs, die ein sehr einfaches Leben ermöglichen. Aber die Bildung und moralische Erziehung (wie wird man ein guter Bürger) ist weiterhin in Gefahr. Dort hat sich leider noch nicht so viel verbessert.
Sokheang in Japan In unserem letzten Bericht haben wir euch von Sokheangs dreimonatigem Austausch nach Japan erzählt (Link zum Bericht). Mittlerweile ist Sokheang wieder zurück in Kambodscha und lernt und hilft wieder eifrig in unserer Bibliothek mit. Anbei ein paar Bilder von ihrem Abenteuer, bei dem Sokheang viel lernen konnte, was sie nun in Kambodscha anwenden kann:
Die Bibliothek feiert Geburtstag Eventuell habt ihr das Video ja bereits auf unserer Webseite gesehen. Am 04.04.2014, kurz vor Beginn des kambodschanischen Neujahrsfests (dem wichtigsten Feiertag in Kambodscha), wurde unsere Bibliothek in Andong drei Jahre alt. Anlässlich dieses Geburtstags gab es eine kleine Feier zu der alle Kinder Andongs eingeladen waren. Das Video anbei zeigt einen kurzen Ausschnitt der Geburtstagsfeier.
Und im nächsten Bericht (3. Bericht 2014):
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Inhalt & Photos: Sebastian W., Louise, C., Matsuzaki M., Ly An, Chanra T., Elia v.T., Layout: Sebastian W.
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